Mittwoch, 2. Februar 2011

Motorradkauf für Dummies - Part II

In Santa Cruz angekommen suchte ich zunächst einige Händler auf, die Alfonso mir empfohlen hatte. Das Angebot war zwar nicht verkehrt, leider waren die Maschienen aber entweder zu klein oder zu groß oder zu sportlich. Im Anschluss machte ich mich dann selbst auf die Suche, bat um Hilfe im Hostel und lief und fuhr stundenlang durch Santa Cruz. Es gibt zahlreiche kleine Läden hier, die neue, chinesische Motorräder verkaufen. Der Preis ist mit 1300$ bis 3000$ für ein neues Motorrad ziemlich niedrig und jeden, den ich nach der chinesischen Qualität fragte, riet mir davon ab. Auch in Santa Cruz gibt es natürlich offizielle Retailer von Honda und Kawasaki, die allerdings nur neue Motorräder verkaufen.

Über tumomo.com versuchte ich eine ansprechende Maschiene zu finden, bedauerlicherweise haben die meisten Motorräder aber keine Papiere, weil es ohne Papiere billiger ist. Ohne Papiere komme ich aber wohl nur schwer über die Grenze, deshalb war das keine Option. Ich habe letztlich nur eins von den zahlreichen Motorrädern auf Tumomo angesehen, welches zwar im Prinzip nicht verkehrt gewesen wäre, aber auch keine Papiere hatte.

Nach all dem erfolgslosen Suchen und Warten hatte ich schließlich die Nase voll. Ich war schon etwa drei Wochen in Santa Cruz und hatte immer noch kein bischen Fortschritte gemacht. Genervt entschloss ich mich also einfach das beste chinesische Motorrad zu kaufen und zu hoffen, dass es lange genug durchhält. Um mit meinem beschränktem Spanisch keine Dummheiten anzustellen, bat ich Diego, einen Kolumbianer der sich zu dem Zeitpunkt im Hostel aufhielt und gut Englisch und selbstverständlich Spanisch sprach, mir beim Kaufvorgang zu helfen. Als ich ihm erklärte, dass ich gerne ein Motorrad kaufen würde, um damit Südamerika zu bereisen, erzählte er mir, dass er einen Freund habe, der gerne seine Kawasaki KLX 650 verkaufen würde. Ob das nicht etwas besser wäre als eine dubiose chinesische Maschine.

Ich dachte mir, dass klingt garnicht so schlecht und eine Besichtigung wird ja nicht schaden. Noch am selben Abend holte uns Pipe, der Besitzer, in der Nähe des Hostels ab und fuhr uns zu dem Motorrad. Bei der Besichtigung des Motorrads, wurde mir versichert, das Motorrad habe zwar ein paar kleine Macken, sie würden es aber zum Mechaniker bringen, so dass ich es in perfektem Zustand bekommen würde. In einer Woche. Da mir das Motorrad sehr gefiel, es Papiere hatte und der Preis auch in Ordnung war, stimmte ich zu.

In den folgenden Wochen stellte sich heraus, dass "eine Woche" in Bolivien auch manchmal "ein Monat" oder mehr bedeutet. Und "perfekter Zustand" ist eher "funktioniert gerade noch so". Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen und größtenteils ist es auch meine Schuld, da ich - gutgläubig und dämlich - den Versprechen glaubte und schon im Vorraus bezahlte, weil ich nicht so gerne mit einem Batzen Bargeld herumlaufen wollte. Auf jeden Fall dauerte es zunächst zwei Wochen, bis ich das Motorrad vom Mechaniker abholen konnte. Beim ersten Volltanken fand ich dann heraus, dass der Tank leider ein paar Löcher hat, sodass ich das Motorrad prompt zum Mechaniker zurückbringen musste. Dieser teilte mir mit, dass es ihm sehr Leid tue, dass er die Löcher übersehen habe, er werde es aber selbstverständlich reparieren. Es würde allerdings einen MONAT dauern, weil er momentan recht viel zu tun habe. Interessanterweise war das Motorrad am nächsten Tag fertig, nachdem ich bei Pipe angerufen hatte und ihn um Hilfe gebeten hatte.

Da die Papiere noch nicht fertig waren entschloss ich mich das Motorrad zum offiziellen Kawasaki-Händler zu bringen und diesen um einen Komplettcheck zu bitten, um sicher zu sein, dass alles in bester Ordnung ist. Nach ein paar Tagen konnte ich es wieder abholen und mir wurde versichert alles sei optimal. Beim nächsten Volltanken musste ich feststellen, dass der Tank bedauerlicherweise immer noch nicht dicht war. Also direkt wieder zum Mechaniker.

Mittlerweile hatte Pipe zwar angefangen sich mit den Papieren um ein neues Nummernschild zu kümmern, bedauerlicherweise ist die Zuständige Behörde aber vom 15. Dezember bis zum 15. Januar geschlossen. Was er mir mitteilte nachdem ich ungefähr drei Wochen auf den ganzen Papierkram gewartet habe. Ich musste in der Zwischenzeit feststellen, dass es auch in Bolivien, wo - gerade auf dem Land - nahezu kein Fahrzeug ein Nummernschild besitzt, strafbar sein kann ohne Nummernschild zu fahren. Glücklicherweise konnte ich mich mit meinem flüssigen Spanisch und 300 Bolivianos Zuwendung von der Polizei loseisen. Etwas frustriert beschloss ich das Motorrad, welches ich dementsprechend besser nicht fahren sollte, ersteinmal wieder zu Kawasaki zu geben, um einige kleine Modifikationen wie zum Beispiel einen Gepäckträger durchführen zu lassen. Nach etwa einer Woche erhielt ich das Motorrad zurück und mir wurde mitgeteilt, dass sie leider nicht durchführen könnten, was ich mir wünschte. Auf dem Rückweg stellte ich fest, dass aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund die Vorderradbremse nichtmehr funktioniert.

Da ich Kawasaki entsprechend nichtmehr so richtig traue, habe ich das Motorrad jetzt momentan bei einem anderen Mechaniker, der ziemlich kompetent wirkte. Beim Abgeben des Motorrads begutachteten etwa sechs verschiedene Mitarbeiter das Motorrad und fachsimpelten über kleine Probleme. Heute sollte ich das Motorrad endlich abholen können, hoffentlich dann in gutem Zustand. Wir werden sehen. Das Nummernschild habe ich bis jetzt noch nicht, allerdings ein Papier welches mir bescheinigt, dass ein neues Nummernschild beantragt ist und mit dem es mir gestattet ist zu fahren. Wenn ich das so lese klingt es so als sei ich ziemlich übers Ohr gehauen worden und bedauerlicherweise ist das wohl auch so. Immerhin wurde mir aber von unabhängigen Quellen bestätigt, dass der Preis, den ich gezahlt habe in Ordnung sei. Nicht gut aber in Ordnung. Trotzdem lausig, wenn man in Betracht zieht, dass ich jetzt schon nahezu drei Monate in Bolivien bin und immer noch nicht wirklich gereist bin. Am 7. läuft mein Visum ab aber, wenn ich ausreise und wieder einreise kann ich weitere 90 Tage bekommen. Mal sehen ob ich rechtzeitig zur brasilianischen Grenze komme. Wenn das Motorrad heute fertig ist, werde ich morgen aufbrechen.

2 Kommentare:

  1. Das klingt ja mal wirklich so, als wenn du da ziemlich pech mit hattest :) Was hast du den nun geblecht für das Zweirad?
    Ich muss sagen deine Story erinnert mich ziemlich an Michael Martins Anfänge, falls dir der Name was sagt. Der sagt Löcher im Tank kann man angeblich mit nem Stück Seife stopfen ^^
    Gibts da eigentlich sowas wie nen Tüv? :D

    Gruß

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  2. Joa, bisi pech, bisi eigene Dummheit, wie das halt so läuft ;-) Ich habe 3500$ bezahlt, was ich für absolut in Ordnung hielt (250cc maschienen kosten so etwa dasselbe, wenn sie 5-8 Jahre alt sind, meine hat 650cc und 12 Jahre). Der Mechaniker meinte aber jetzt heute zu mir ich hätte ruhig 1000$ weniger bezahlten können :-S
    Michael Martin sagt mir jetzt so garnichts, ich hab ihn zwar bei google gefunden aber keine story über seine Anfänge. Seife ist notiert^^
    Tüv gibts hier ganz sicher nicht. ES gibt enorm viele Autos, die zwar aus Japan oder so importier wurden, also rechtslenker sind, denen das lenkrad einfach rausgerissen wurde und links eingebaut wurde. In fast keinem Taxi funktionieren die Armaturen und die meisten klingen auch irgendwie komisch... Mein Motorrad hat keine Blinker, kein Tachometer und (momentan) keine Spiegel, das interessiert keinen ;-)

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