Montag, 11. April 2011

Leaving Santa Cruz

Ich war jetzt vier Monate und anderhalb Wochen in Santa Cruz. Mehr als nur manchmal war ich ziemlich genervt, gelangweilt oder unzufrieden. Ich bin definitiv zu oft Feiern gegangen und mir fehlte eine vernünftige Beschäftigung. Dennoch hatte ich eine ziemlich gute Zeit dort. Es ist ja nicht so, dass es keinen Spaß macht ein paar Bier zu trinken und tanzen zu gehen, einfach am Pool in der Sonne zu liegen, zu lesen, Pool oder Kicker zu spielen, mit Leuten aus aller Welt zu reden, zu jonglieren oder eine neue persönliche Rubixcubesbestzeit (26.9265 s) aufzustellen. Und ich habe großartige Leute kennengelernt. Nicht nur andere Reisende sonder auch zahlreiche Locals. Mittlerweile ist mein Spanisch - oder Castellano wie man hier sagt - tatsächlich einigermaßen flüssig. Auch wenn wahrscheinlich alles furchtbar falsch ist, werde ich trotzdem verstanden und verstehe auch selber relativ viel, sodass es mir gelungen ist auch abseits der üblichen Gringo-Hostel-Leute Bekannschaften zu machen.

Letztlich ist Santa Cruz neben Hamburg die Stadt, in der ich am meisten Zeit verbracht habe (und mich daran erinnere). Ich habe sie kennen und wenn auch nicht lieben so doch zumindest mögen gelernt. Deswegen war ich in Angesicht meines Aufbruchs doch etwas traurig. Vorallem war ich aber furchtbar nervös, mehr als jemals zuvor in meinem Leben. Was wird mich erwarten ganz alleine in der bolivianischen Wallachai, werde ich mit dem Motorrad klarkommen, den Weg finden, überfallen werden? Es könnte ja wer-weiß-was passieren. Als ich genauer darüber nachdachte wurde mir klar, dass ich für nahezu jede Unwägbarkeit eine Lösung finden würde. Das Einzige, wovor ich mich wirklich fürchtete, war das Unnbekannte, dass mich in der Zukunft erwartet - eine allzu menschliche Angst. Dadurch einigermaßen beruhigt ging ich einigermaßen zuversichtlich ins Bett. Gut geschlafen habe ich trotzdem nicht und als ich am nächsten Morgen früh aufgestanden bin war ich doch etwas kaputt.

Nachdem ich alles gepackt hatte, verabschiedete ich mich noch von den Hostelleuten, mit denen ich doch sehr vertraut geworden bin, und brach schließlich auf. Zuerst bin ich zum Motorradhändler meines Vertrauens gefahren und habe noch neue Spiegel und Gepäckbänder gekauft. Die Angestellten waren enorm freundlich und wünschten mir eine gute Reise. Besonders berührt war ich, als sie mir noch eine Bibel mit auf den Weg gegeben haben. Nicht, dass ich jetzt plötzlich gläubig werden würde, aber die Geste rief mir nochmal die möglichen Gefahren, die vor mir liegen in den Kopf. Die Sorge, die diese mir nahezu völlig fremden Menschen dadurch für mich ausdrückten, bestärkte meinen Glauben (absolut unchristlich an dieser Stelle) in das Gute im Menschen - manchmal bin ich mir da nämlich in der Tat nicht so sicher. Außerdem erinnerte ich mich, dass ich mir vor langer Zeit vorgenommen hatte die Bibel zu lesen und beschloss dieser speziellen Bibel ein wenig meiner Zeit zu widmen.

Nachdem ich ein letztes Mal getankt habe, verließ ich Santa Cruz Richtung Samaipata. Die Straße war fast wie eine normale, deutsche Landstraße und es fuhr sich absolut super. Leider gibt es hier nahezu keinerlei Beschilderung deshalb war ich nicht hunderprozentig sicher, dass ich auf dem richtigen Weg war, dachte mir aber, dass es schon schiefgehen würde. Irgendwann musste ich vor einer Mautstation anhalten und meine Papiere wurden von der Polizei kontrolliert. Dort habe ich dann auch die Bestätigung erhalten, dass ich einfach nur weiter geradeaus fahren muss. Nach einer kurzen Pause ging es weiter, ab jetzt in die Berge. Die Straße war eher mittelmäßig, zwar überwiegend geteert aber alle paar hundert Meter von mehr oder weniger kurzen ungeteerten, schlaglöcherübersähten Stücken gespickt. Ich war noch ein wenig unsicher bin also speziell auf den ungeteerten Strecken sehr vorsichtig gefahren. Es gab aber keinerlei Probleme und gegen Mittag kam ich in Samaipata, 120 km von Santa Cruz, an. Leider hatte ich unterwegs meinen Benzinkanister verloren, weil eines der Bänder gerissen ist, ich haber mir aber einfach einen Neuen besorgt und ihn etwas sorgfältiger befestigt. Nach einem kurzen Anruf in die Heimat um meine Mutter zu beruhigen, ging es weiter auf einer ähnlichen Straße. Auf meiner Karte war die Strecke ab der Hälfte bis zu meinem Tagesziel Vallegrande als ungeteert und schlecht eingezeichnet. Angenehmerweise stellte sich aber heraus, dass die Straße komplett neu gemacht wurde. Frisch geteert keinerlei Schlaglöcher, sogar einen Mittelstreifen. Fast wie in der Schweiz. Im Laufe des Tages konnte ich mich auch an das Fahrverhalten der Maschine mit dem Gepäck gewöhnen und ich fuhr jetzt schon ein wenig schneller und sicherer. Gegen Nachmittag hatte ich mir auch den Hintern genug plattgesessen und war froh, als ich schließlich in Vallegrande ankam. Ich nahm mir das erste Hostel am Platze (25 BS), ging etwas essen und las tatsächlich noch ein wenig in der Bibel, bevor ich früh ins Bett ging um für den zeitigen Aufbruch am nächsten Morgen vorbereitet zu sein.

2 Kommentare:

  1. I could not say Goodbye to you ... but I hope someday we can meet us again... To be afraid is normal i think .. but keep you faith.. and enjoy your trip.. take care ... Regards ..

    Eython

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  2. Hört sich an wie im Film. Und irgendwo bleibst du in der Wallachei liegen, und weißt nicht ein noch aus, und schlägst nach langer Zeit wieder mal die Bibel auf, und dann haben sie dir da irgendwas reingelegt, was all deine Probleme löst...

    Viel Glück ;)

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