Es ist ja nicht so, dass Weihnachten für mich besonders wichtig wäre. Normalerweise sind wir in der Schweiz mit der Großfamilie und ich genieße das Snowboardfahren. Snowboardfahren ist natürlich immer genial und seit wir den Sommer-Familien-Urlaub gecancelt haben, ist das alljährliche Treffen in Silz fast die einzige Gelegenheit den Rest der Familie zu treffen. Das ist für mich das entscheidende an Weihnachten. Nicht das Fest, der hässliche Weihnachtsschmuck oder die (natürlich nicht unwillkommenen) Geschenke.
Hier in Santa Cruz war es in den letzten drei Wochen nie kälter als 20 Grad, meist schwitzt man noch mitten in der Nacht und der gesamte Hauptplatz geht unter in kitschigem Weihnachtsschmuck. Nicht, dass ich normalerweise in extremer "Weihnachtsstimmung" wäre, aber ich vermisse doch ein wenig den Schnee.
Trotzdem haben wir in der Residencial Bolivar natürlich versucht uns das Weihnachtsfest so schön wie möglich zu gestalten. Das heißt Dänen, Schweizer, Östereicher, Deutsche, Bolivianer, eine Südafrikanerin und ein Belgier saßen gemütlich zusammen und genossen einen schönen Rotwein (der beste Kostet 50 Pesos, also 5 €...). Gegen sieben wurden erste Stimmen laut, dass es möglicherweise klug wäre demnächst was essen zu gehen, weil es sonst schwierig werden könnte überhaupt noch etwas zu bekommen. Um zehn Uhr abends begaben wir uns endlich auf die Suche nach einem Restaurant.
Sehr bald stellte es sich heraus, dass es eventuell doch klüger gewesen wäre etwas eher loszugehen. Alle uns bekannten Restaurants hatten bereits geschlossen. Auf dem Hauptplatz flanierten die Einheimischen und statteten der Kirche einen Besuch ab, die ansässigen Restaurants waren aber alle geschlossen. Selbst der lokale Fastfoodgigant "Pollo" schloss bereits seine Pforten (und wer will schon paniertes Hühnchen zu Weihnachten essen?). Nachdem wir fast eine halbe Stunde gesucht hatten, schien es als wäre der fahrbahre Hamburgergrill unsere letzte Option. Zu allem Überfluss fing es auch noch an zu Regnen. Glücklicherweise hatte jemand die rettende Idee einen Taxifahrer zu fragen, der tatsächlich (ausnahmsweise) wusste wo wir noch etwas bekommen würden.
Also quetschten wir uns zu acht in das Taxi (leider ohne Kofferraum...) und nach 5 Minuten Fahrt fanden wir tatsächlich ein offenes Restaurant, was sogar einigermaßen annehmbar aussah. Nach kurzer Beratung bestellten wir 4 Pique Machu familar, ein Berg aus Würstchen, Fleisch, Tomate und Pommes, übergossen mit einer braunen Biersoße. Normalerweise reicht ein solcher Teller für vier Leute, aber wir wollten sicher sein für Weihnachten genug zu essen zu habe, da die Küche um elf schließen würde. Das war auch definitiv eine gute Entscheidung, denn wir haben tatsächlich alles aufgegessen. Und es war wirklich gut.
Danach haben wir noch versucht einen offenen Club zu finden, das stellte sich aber als eher schwierig heraus, weshalb wir die Nacht dann in den Hängematten des Hostels ausklingen ließen. Nicht umbedingt das normalste Weihnachten aber wohl auch nicht das schlechteste.